Sagengestalten

Die Geschichte des Schönbuchs ist reich an märchenhaften und zum Teil auch richtig unheimlichen Gestalten. Wer schon einmal des Nachts in den raunenden Wäldern und dunklen Schluchten unterwegs war, den wundert dies nicht weiter.

Oft meint man, am Wegesrand lauernde Gestalten auszumachen, um im Näherkommen festzustellen, dass die eigene Fantasie einen unschuldigen Busch oder ein kleines Bäumchen zu einem Gespenst gemacht hat. Wie mag es da erst den Leuten im Mittelalter gegangen sein?

So rankt sich auch manche Geschichte um den Ranzenpuffer, einen unheimlichen grünen Jäger, der lange Zeit im Schönbuch umging und den Leuten manchen bösen Streich spielte. Die alten Leute erzählen, er sei einstmals Jäger auf dem Einsiedel gewesen und habe für sein gottloses Leben nach seinem Tod viele hundert Jahre als Geist umgehen müssen. Gewöhnlich kündigte er sich durch ein fürchterliches Gebrüll an. Und besonderen Spaß machte es ihm, Schlafenden plötzlich dermaßen ins Ohr zu brüllen, dass sie über Wochen das Gehör verloren. Wachten die Leute dann auf, lief er in Gestalt eines Schweines grunzend davon. Er verwandelte sich überhaupt gern in Tiere aller Art. Oft schossen Jäger auf einen Hasen, konnten ihn aber nicht treffen. Kein Wunder, der Hase war kein anderer als der Ranzenpuffer.

Der Schönbuch ist schon ein Hort seltsamer Sagenfiguren. Neben dem Ranzenpuffer haben hier auch der Froschabschlecker von Breitenholz und der Riese von der Federlesmahd ihr Unwesen getrieben. Wie lebendig diese Gestalten immer noch sind, zeigt die Existenz der Narrenzunft Ranzenpuffer, deren Mitglieder jedes Jahr in der Fasnet aufs Neue umgehen und ihre Späße treiben. Ebenso das Brauchtum der Knechte von der Federlesmahd, die alljährlich am 6. Januar in den Dörfern umgehen und für ihre Befreiung vom bösen Riesen danken und gemeinsam mit den Bauern den Winter aus dem Land treiben.