Ausflugsberichte

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Meine ersten Eindrücke auf der Rotwild-Besucherkanzel am Dickenberg

29.09.2013

von Julia Glaser

Ganz leise schleiche ich mich die Leiter zur Rotwild-Besucherkanzel am Dickenberg hinauf - bloß keinen Lärm machen! Oben sind die Bänke mit zahlreichen Beobachtern gefüllt. Die Meisten mit Ferngläsern ausgestattet, Andere mit Kameras. Einige haben sich Vesper, Tee und Decken mitgebracht und sind schon ein paar Stunden auf der Lauer.

Alle schauen gespannt auf die Lichtung, die von der Herbstsonne in goldenes Licht getaucht wird. Außer dem Rascheln der Blätter, die der Wind aus den bunten Baumkronen weht, hört man nichts.

Immer wieder geht das Munkeln durch die Reihen: Hat sich am Waldrand etwas bewegt?

Es ist die Brunftzeit des Cervus elaphus - des Rothirsches. Jedes Jahr kommen viele Besucher in den Schönbuch, um sich dieses Naturschauspiel anzusehen.

Eine halbe Stunde warten wir, immer wieder die Lichtung absuchend, vergebens. Und dann plötzlich wird das Flüstern um mich herum lauter. Finger zeigen in eine Richtung und dann sehe auch ich ihn: Einen Rothirsch - ein prächtiges Tier mit einem 12-Ender-Geweih zieht langsam vom Inneren des Waldes auf die Lichtung.

Äsend legt er sich nieder - als könnte ihn nichts auf der Welt von einer kleinen Ruhepause abhalten. So liegt er da - ungefähr zwanzig Minuten. Als man fast schon daran zweifelt, dass sich der gute Knabe heute noch mal einen Zentimeter bewegt, springt er ruckartig auf die Beine. Mit einem Mal scheint er ein Ziel fixiert zu haben, bleibt aber stehen und röhrt. Sein Ruf wird vom Wind zu uns Beobachtern getragen. Es ist ein Knarren, ein Seufzen und laut zugleich. Dann setzt sich der prächtige Hirsch in Bewegung, und trollt durch die hohen Gräser davon. 

Meine erste Begegnung mit einem Rothirsch im Schönbuch war imposant. Beim Warten spürt man förmlich die Spannung und Erwartung in der Luft knistern. Und es lohnt sich zu warten, denn auch wenn das mit der Hirsch-Beobachtung einmal nicht klappt, so kann man sich doch einfach mal ein bisschen Zeit für sich selbst nehmen und die Gedanken schweifen zu lassen - und das in wunderschöner Herbstkulisse in der Natur.